Das Harnsteinleiden begleitet die Menschheit offenbar von Beginn an. Einerseits finden sich Harnsteine bei den meisten Tierspezies – auch den Primaten - , andererseits wurden Reste von Harnsteinen z. B. in Mumien, aber auch in altertümlichen Gräbern gefunden(1).

Die Ursache der Steinbildung, d. h. das „Warum“ wird als Kausalgenese bezeichnet  und ist unterschiedlich für die verschiedenen Steinklassen. Nach Vahlensieck(2) werden folgende Faktoren als entscheidend angesehen:

  • Angeborene Stoffwechselerkrankungen
    (z. B. Zystinurie, Xanthinurie, 2,8-Dihydroxyadeninurie)
  • Störungen der Urodynamik (d. h. des Urinflusses)
    • Ureterabgangsenge
    • Kelchhalsstenose
    • Hufeisenniere
    • Prostatavergrößerung
  • pathologische Harnzusammensetzung
    • ungenügende Verdünnung
    • vermehrte Ausscheidung steinbildender Substanzen
    • Mangel an steinbildungs-verhindernden Stoffe

Im chemischen Sinne handelt es sich um eine „Kristallisation aus wässriger Lösung“ wobei eine Übersättigung des jeweiligen Ionenprodukts und eine – in aller Regel heterogene – Keimbildung entscheidend sind (Formalgenese; also das „Wie“ der Steinbildung). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Harnsteine Endprodukte eines komplexen Kristallisationsprozesses aus einer wässrigen Lösung, dem Urin, sind.

Harnsteine sind regelmäßig zusammengesetzt aus etwa 95% kristalliner Substanz sowie zu etwa 5% aus der sog. organischen Matrix (komplexe Verbindungen aus z. B. Glykosaminoglykanen).

Die primären Vorgänge, die zur Harnsteinbildung führen, sind nach wie vor nicht wirklich geklärt und sind wohl auch für die unterschiedlichen Steinarten sehr verschieden. Je nach Substanz gilt entweder die sog. Kristallisationstheorie (Zystin, Harnsäure) oder die Matrixtheorie (Ca-Oxalate, Infektsteine) als entscheidend für die primären Vorgänge bei der Steinbildung(3, 4, 5) .

  1. Hesse, A.: Der Urologe 47 (5), 594 – 595 (2008)
  2. Vahlensieck, W.: Das Harnsteinleiden. Springer, Berlin (1987)
  3. Wendt-Nordahl, G.; Evan, A.P.; Spahn, M.; Knoll, T.: Der Urologe 47 (5), 538 – 544 (2008)
  4. Meyer – Jürgens, U.-B.; Blaschke, R.; Maar, K.: Fortschr. Urol. Nephrol. 17, 226 – 230 (1981)
  5. Boyce, W.H.; Garvey, F. K.: J. Urol. 76, 213 – 227 (1956)